Kalkutta - Stadt der Paläste, Indien
Eine Geschichte von Pracht und Zerfall
Die Fotodokumentation zeigt das Gebiet der Chitpur Road (jetzt Rabindra Sarani), der ältesten Straße Kalkuttas. Früher war sie unter dem Namen Pilgrim Street bekannt. In den schmalen Gassen links und rechts der Straße findet man einen Mikrokosmos des alten Kalkutta, zahlreiche traditionelle Baudenkmäler.
Kalkutta ist jetzt Hauptstadt des indischen Bundesstaates Westbengalen, war bis 1911 aber auch Hauptstadt von Britisch Indien. Es gibt hier so viele Repräsentationsbauten, daß sie auch „city of palaces“ genannt wurde. Im ehemaligen britischen Regierungsviertel und im Zentrum ist diese viktorianische Pracht noch immer gut sichtbar.
In Chitpur, im Norden von Kalkutta, waren es nicht so sehr die Briten, sondern zu außerordentlich großem Reichtum gekommene bengalische Kaufleute (Babus), die hier ihre Prachtbauten in einem einzigartigen Stilmix aus viktorianischer und traditioneller indischer Mogularchitektur errichteten. Denn Chitpur ist über 400 Jahre alt, hier war bereits in präkolonialer Zeit der Sitz der bengalischen Aristokratie.
Aber genau dieses architektonische Erbe des alten Kalkutta ist bedroht. Als die Briten die Hauptstadt nach New Delhi verlegten, setzte der wirtschaftliche Niedergang Kalkuttas ein und der Reichtum der Babus verfiel rasant. In den ehemaligen Stadtpalästen wohnen seither keine reichen Kaufleute mehr, sondern diese bieten oft zahlreichen Familien Platz, nur noch in wenigen Fällen werden sie von einzelnen Erben der ehemals so wohlhabenden Familien bewohnt. Hinzu kommt: Durch die anhaltende rasante ökonomische Entwicklung in den Metropolen Indiens muss auch hier die halbverfallene Mogularchitektur oftmals neuen Shoppingmalls oder Apartmentblöcken weichen.
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